Im finnischen Wintersportort Kuopio fanden in der vergangenen Woche die Weltmeisterschaften der Herren und Damen im Orientierungslauf statt. 275 Athleten aus 45 Nationen kämpften um die Titel in den Walddisziplinen Mittel- und Langdistanz sowie Staffel. Zum achtköpfigen deutschen Team gehörten auch die beiden Seesener OLer Birte Friedrichs und Ole Hennseler, die sich nicht nur zu tragenden Säulen im Team entwickelt haben, sondern auch mit glänzenden Leistungen aufwarteten.
Birte Friedrichs kam gut mit dem finnischen Gelände zurecht (Foto: Kristina Lindgren)Wer an Finnland denkt, stellt sich vermutlich endlose flache Wälder, durchzogen von zahllosen Seen, vor. Das WM-Gelände rund um Kuopio bot den Athleten allerdings durchaus steile Hügel mit krautigem und steinigem Boden, sodass man bei der Routenwahl immer die Wahl zwischen direkten, aber kraftraubenden Routen und Umwegen über die schnelleren, aber wesentlich weiteren Pfade hatte, die jedoch unregelmäßig verliefen und manchmal nur als Spuren vorhanden und somit kein sicheres Orientierungsmerkmal waren.
Für den Auftakt, die Vorläufe über die Mitteldistanz, wurde gleich ein solcher Hügel präsentiert, von dem Skiabfahrten ins Tal führten. Vier der sechs deutschen Starter ließen hier, darunter die beiden Seesener, nichts anbrennen und gelangten durch konzentrierte Auftritte in ihren Vorläufen mit Plätzen zwischen zehn und zwölf sicher unter die besten fünfzehn Starter je Quali-Lauf, die das Finale erreichten.
In diesem Finale am folgenden Tag startete Ole Hennseler etwas verhaltener, profitierte dann einige Posten lang vom später fünftplatzierten Finnen und brachte das Rennen dann sauber zu Ende – der 23. Platz und damit seine bislang beste WM-Platzierung waren der Lohn für diesen hervorragenden Lauf. Auf Kurs ebenfalls zu einer TOP 30-Platzierung war Birte Friedrichs bis zu zwei Dritteln ihrer 5 km langen Strecke, ehe ihr ein kapitales Abdriften aus der Richtung unterlief und sie rund drei Minuten verlor, bis sie sich wieder eingelesen hatte. Ein dennoch guter 37. Platz konnte sie kaum über ihren ungewohnten und ärgerlichen Fehler und die vergebene Platzierung hinwegtrösten. Die beiden übrigen Deutschen im Finale, Bojan Blumenstein (OSC Kassel – 28.) und Hanna Müller (Gundelfinger Turnerschaft – 33.) boten ebenfalls ansprechende Leistungen.
Gleich tags darauf stand die Langdistanz auf dem Programm – eine der härtesten, die sie je gelaufen waren, wie beide hinterher berichteten. Für die Herren waren 16 km (Luftlinie) bei 565 Höhenmetern, bei den Damen 13,3 km mit 475 Höhenmetern zu bewältigen, abwechselnd mit Feinorientierung in unübersichtlichem, feinstrukturiertem Gelände und mit zwei Kilometern langen Verbindungen. Ole Hennseler wählte die Taktik, möglichst viel an der Luftlinie zu laufen und unnütze Kilometer zu sparen. Dies gelang ihm auch sehr gut, hinterher war er jedoch der Meinung, dass die eine oder andere Wegeroute doch weniger kräftezehrend und schneller gewesen wäre. Egal, am Ende stand mit Rang 24 erneut ein glänzendes Ergebnis zu Buche. Birte Friedrichs gelang ein bis auf zwei kleine Unsicherheiten souveräner Lauf mit guter Krafteinteilung und geschickter Routenwahl und so schaffte sie einen hervorragenden 28. Platz und mit dieser TOP 30-Platzierung ebenfalls ihr bislang bestes WM-Ergebnis. Hanna Müller (34.) und Bojan Blumenstein (35.) überzeugten ebenfalls und trugen zu einem starken deutschen Mannschaftsergebnis bei.
Nach einem Ruhetag folgten die abschließenden Staffelrennen der Damen und Herren, erneut an einem Wintersporthügel mit den Skisprungschanzen von Kuopio auf der einen und einer Skiabfahrt auf der anderen Seite. Die Rennen waren äußerst schnell, aber durch die steilen Anstiege erneut kräftezehrend, und so passierten selbst Topathleten ungewohnte Fehler. Bei den Damen verlor Startläuferin Hanna Müller schon früh den Kontakt zur Spitzengruppe und übergab als 15., Ellen Klüser verbesserte sich zwar um einen Rang, der Rückstand wuchs jedoch weiter an. Für Birte Friedrichs gab es trotz eines soliden Laufes im Vergleich zu vergangenen Staffeln diesmal keine Möglichkeit einer Platzverbesserung.
Ole Hennseler nach bärenstarkem Lauf beim Durchlauf in der Zielarena (Foto: Joni Solonen)Als Ole Hennseler als Startläufer beim ersten TV-Posten als Führender erschien, rieben sich die Reporter etwas verwundert die Augen, lobten dies dann jedoch als Ausdruck des hervorragenden Abschneidens des deutschen Teams bei dieser WM. Zwar musste er im weiteren Verlauf die Spitzen-Tram mit sechs Läufern ein wenig ziehen lassen, übergab aber in der Verfolgergruppe zusammen mit Tschechien und Ungarn als Achter und nur rund einer Minute Rückstand. Die beiden weiteren Läufer Konstantin Kunckel und Bojan Blumenstein konnten diese tolle Ausgangsposition nicht halten und so landete auch das Herren-Trio auf dem 14. Platz.
Auch wenn die Herrenstaffel in der Vergangenheit schon einige Plätze besser platziert war, sollte das nicht darüber hinwegtäuschen, dass das deutsche Team sich in Finnland ausgezeichnet und bestens vorbereitet präsentiert hat und sich auf die beiden Seesener immer verlassen kann. Die Medaillen teilten sich die drei „großen“ Nationen Schweden, Norwegen und die Schweiz untereinander auf, für die Heimnation blieb lediglich dank eines Patzers des schwedischen Schlussläufers die Bronzemedaille in der Staffel der Herren. Nach diesen gut organisierten
Weltmeisterschaften in den Walddisziplinen geht der Fokus der OLer nun auf die World Games in China (mit Birte Friedrichs) und die Sprintdisziplinen mit den Europameisterschaften in Belgien als Höhepunkt.
Teilweise waren steile, steinige Hänge zu überwinden
Birte und Ole vor der Skisprungschanze in Kuopio mit dem Staffelgelände im Hintergrund.