Deutsche Starter bei OL-EM nahezu chancenlos

Innerhalb von fünf Wochen fand für die besten Orientierungsläufer das dritte Großereignis statt – nach den Weltmeisterschaften in den Walddisziplinen in Finnland und den World Games im chinesischen Chengdu traf man sich nun zu den Europameisterschaften in den Sprintdisziplinen in den drei belgischen Städten Hasselt, Geel und Lier. Diese boten für die fünf Entscheidungen einen Mix aus historischen Stadtkernen, Siedlungsgebieten mit engen Gassen und kleinen Parks, das Ganze garniert mit vielen künstlichen Sperren, welche die Routenwahlentscheidungen erheblich unübersichtlicher machten.

EOC25_BirteBirte Friedrichs wird von Anselm Reichenbach auf die Schlussstrecke der Sprintstaffel geschickt (Foto: Ausrichter)

Die erste Entscheidung fiel in Hasselt in der Sprintstaffel und war an Spannung und Dramatik kaum zu überbieten. Immer wieder wechselte die Führung und immer mehr Teams fielen aus der Wertung, weil ein Läufer oder eine Läuferin einen Posten, in der Regel den vorletzten, der dicht vor dem letzten Posten etwas außerhalb der eingeschlagenen Laufroute lag, vergessen hatte zu stempeln. Letztendlich erwischte es 15 der 27 gestarteten Teams, am bittersten das finnische, das ganz dicht vor einem Überraschungssieg stand. So war der Weg frei für die drei in den Medaillenrängen erwarteten Länder Norwegen, Schweiz und Schweden, die in dieser Reihenfolge den Zielstrich überquerten. Auch das deutsche Quartett gehörte zu den aussortierten Staffeln, weil bereits der Startläuferin Patricia Nieke dieses Missgeschick passierte. Die erneut als Schlussläuferin eingesetzte Birte Friedrichs erfuhr davon erst während ihrer Strecke und konnte daraufhin Gas herausnehmen.

Geel war Austragungsort der Entscheidung im KO-Sprint. Aus den vormittäglichen Qualifikationsläufen (je drei bei den Damen und Herren) schafften es jeweils die besten Zwölf ins Viertelfinale in teilweise sehr engen Rennen, in denen häufig Sekunden über das Weiterkommen entschieden und kleinste Fehler auch Favoriten scheitern ließen. Für die deutschen Läuferinnen und Läufer war dies mit einer Ausnahme eine zu hohe Hürde, lediglich Anselm Reichenbach (SSV Planeta Radebeul) qualifizierte sich. Seinen Viertelfinallauf konnte er durch eine kluge Taktik und starken Zielsprint sogar gewinnen und sorgte damit für das Highlight der EM aus deutscher Sicht. Aber auch für ihn war im Halbfinale als Drittplatziertem Endstation. Die beiden Seesenerinnen Birte Friedrichs und Katharina Linke lieferten zwar gute fehlerfreie Läufe, aber es fehlte wie fast beim gesamten Team die für Erfolge notwendige Geschwindigkeit.

EOC25_KatharinaKatharina Linke lieferte zwei solide Rennen (Foto: Ausrichter)

Auch in den Vorläufen für den normalen Sprint, in denen jeweils die besten Fünfzehn sich qualifizierten, war für das gesamte deutsche Team Endstation. In Lier waren die künstlichen Sperren teilweise schon so exzessiv eingebaut, dass man im hohen Lauftempo nicht die beste Route erkennen konnte, sondern einfach eine Route einschlagen und dann rennen musste. So gab es denn auch Sieger, mit denen man nicht unbedingt gerechnet hatte. Katharina Linke lief erneut solide, wählte auf einer langen Postenverbindung aber die ungünstigere Route. Birte Friedrichs ärgerte sich zwar über einen Zwanzig-Sekunden-Fehler, aber für das Finale hätte es dennoch nicht gereicht. Da ein Finaleinzug auch nicht erwartet worden war, waren die beiden MTV-OLerinnen mit ihrem Auftritt durchaus zufrieden.


Drucken